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2.2. Das Gesetz der Individualität
... Voraussetzung für dauerhaftes Leben ist also die Ungenauigkeit oder Unterschiedlichkeit. ... Ohne Unterschiedlichkeiten, ohne kleine Differenzen gäbe es kein Konkurrieren und kein Leben. Und die Differenzen müssen von Anfang an dagewesen sein, sie sind nicht irgendwann entstanden. Genau genommen, das möchte ich einschränkend sagen, bezieht sich diese Aussage auf Materie bzw. Energie. Also auf etwas, was sichtbar und messbar ist, oder zumindest sichtbar zu machen ist. Ich möchte dieses Gesetz der Unterschiedlichkeit aber noch anders formulieren. Wenn jedes Teilchen sich vom anderen Teilchen, jede UrZelle sich von ihrer (Tochter)UrZelle in minimalen Kleinigkeiten unterscheidet, heißt das nichts anderes, als dass jedes Teilchen, jede Zelle, jeder Mensch etwas Einzigartiges ist, ein Individuum ist. Organismen, die mit der Fähigkeit ausgestattet sind, Gefühle haben zu können, dürfen sich also mit Recht einzigartig fühlen. Die von Beginn an vorhandene Einzigartigkeit aller existierenden Organismen, einschließlich der Elementarteilchen, ist meines Erachtens der Ursprung der Identität und die Quelle des Narzissmus. Dieser strebt beim Menschen ständig nach Bestätigung und Erhöhung des Selbstwertgefühls. Das Gesetz der Individualität ist identisch mit dem Gesetz des Narzissmus. Es besteht bereits vor der Entstehung lebender Systeme. Jedes Teilchen und jedes lebende System hat eine Identität. Die Identität beginnt mit der Unterschiedlichkeit der Elementarteilchen. Auch noch eine kleine Ergänzung zu Darwin: die Unterschiede der Individuen einer Tochtergeneration vom gleichen Elternpaar kommen nicht nur durch die Neukombination der Elterngene zustande, sondern auch durch die Individualität der Aminosäuren, Eiweiße und aller Bausteine. Das ist auch der Grund für die Veränderung des Menschen während seines Lebens. Er regeneriert sich ständig. Aber obwohl die Bausteine, aus denen z.B. die neue Hautzelle besteht die gleichen sind wie die der alten, sind es doch andere. Damit ist die neue Zelle auch anders. Ein Eisenatom ist zwar hinsichtlich seiner Zusammensetzung und hinsichtlich bestimmter Eigenschaften mit allen anderen Eisenatomen gleich, dennoch ist jedes Eisenatom ein Individuum und unterscheidet sich von allen anderen Eisenatomen. Damit erklärt sich auch, warum eineiige Zwillinge Unterschiede aufweisen. ... |
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